Torkelbaum – historische Weinpresse

Der Weinbau hat in Röthis lange Tradition. Der Torkelbaum (Pressbaum) stammt aus dem Jahr 1674 und ist somit eine der ältesten erhaltenen Baumpressen Österreichs.

Unser Torkelbaum erzählt ...

Zu der Zeit, als in unserem Ort – der damals größten Weinbaugemeinde des Landes – noch auf ca. 70 Hektar Wein angebaut wurde, war ich einer von 16 nachgewiesenen Pressbäumen in Röthis. Mein Standort war im Gassner, oder auch Lumpentorkel genannt; dort wo die Tischlerei Sigl im Torkelweg lange Jahre ihren Betrieb hatte.

Ursprünglich war ich ein kleines Eichenpflänzchen, das um das Jahr 1470 eingesetzt wurde – zu einer Zeit, als auch das Röthner Schlössle oder die Kirche zu Arbogast erbaut wurden. Letztlich bin ich in den nächsten 200 Jahren zu stattlicher Größe herangewachsen und wurde im Jahr 1674 ausgewählt, künftig als Pressbaum zu dienen.

Ich bin zwar nicht der älteste oder größte Pressbaum im deutschsprachigen Raum, aber mit 10 m Länge und 5,5 m Höhe einer der besterhaltenen und auch schönsten Pressbäume. Mehrere Einflüsse, wie der Bau der Eisenbahn über den Arlberg und damit der Zugang zu weit größeren Weinanbaugebieten, das Auftreten der aus Amerika eingeschleppten Reblaus, aber auch Missernten über einige Jahre, haben den Weinbau in Röthis und damit auch meine Funktion stark reduziert.

Lange Zeit fristete ich ein unnützes und langweiliges Dasein, bis mich der ehemalige Torggelwirt Josef Keckeis im Jahr 1940 erwarb und für mich eine neue Aufgabe vorsah, die dann Jahre später verwirklicht werden sollte. Ab dem Jahr 1967 konnte ich mich dann endlich wieder präsentieren und war bis zum Jahr 2018 Schmuckstück und Blickfang im seinerzeitigen Restaurant Torggel. In dieser Zeit konnte ich für viele Anlässe und Festivitäten Mittelpunkt sein und genoss das Staunen der Gäste über meine Größe und mein Alter.

Ab 2018 wurde ich durch die Schließung und den Abbruch des Restaurants Torggel auch dieser Funktion beraubt und war eigentlich nur mehr ein großes Stück Holz, bis die Gemeinde Röthis mir eine neue Funktion gab. Dank dem Traditionsbewusstsein und der Großzügigkeit des Eigentümers Roman Rauch kam ich in den Besitz der Gemeinde, die mir zusammen mit Architekt Carlo Baumschlager ein wunderschönes und individuelles Zuhause beim Schlössle schuf. Diese Einhausung fand auch im Rahmen eines Leader-Projekts der EU Gefallen und wurde entsprechend gefördert.

In der unmittelbaren Nachbarschaft des Röthner Schlössle bin ich jetzt für hoffentlich viele weitere Jahre daheim und kann alle, die mich besuchen, mit meiner Stattlichkeit erfreuen und an alte Zeiten erinnern. Um mich besser verstehen zu können und meine damalige Funktion zu erklären, hat Herbert Wehinger dazu beigetragen, dass alle wichtigen Informationen über mich auf einigen Schautafeln für die Nachwelt in verständlicher Form festgehalten wurden.

Die Schautafeln finden Sie direkt vor Ort beim Torkelbaum. Weiterführende Informationen zur Weinbautradition in Röthis sowie zum Röthner Schlössle finden Sie in den untenstehenden Downloads.