Predigt von Generalvikar Rudolf Bischof

Predigt von Generalvikar Rudolf Bischof anlässlich der Begräbnismesse von Pfarrer Gerhard Podhradsky

In den vergangen Kar-Tagen lag eine große Spannung über den Verantwortlichen der Pfarre Röthis. Der Pfarrer war schwer erkrankt, nach einem Krankenhausaufenthalt lag er sterbend im VorderlandHus hier in Röthis. Umgeben von seinen Treuen, von leisen Liedern und Gebeten wuchs und sank die Hoffnung, bis er sein Leben am Tag vor dem Gründonnerstag aushauchte in den großen Atem Gottes, der Ursprung allen Lebens ist. Der Gründonnerstag kennt auch die Spannung vom Schmerz des Abschieds und von der Freude des größten Geschenkes, von Verrat und Freundschaft. Selbst die Berichte von diesem letzten Abend kennen die ungeheure Spannung. Die ersten drei Evangelisten beschreiben das Abendmahl mit der Einsetzung der Eucharistie, Johannes schreibt nur lapidar von einem Mahl, das stattgefunden hat. Dann aber schreibt er ausführlich über die Fußwaschung. Jesus legt das Obergewand ab, umgürtet sich wie ein Diener und beugt sich nieder zu den Füßen der Jünger, zu den Verletzungen und Ermüdungen, zu den Stützen des aufrechten Ganges. Gott beugt sich nieder zur Gebrechlichkeit des Menschen. Und dann heißt es wie beim Abendmahl, "Tut wie ich euch getan habe." Diese beiden Testamente gehören zusammen, Fußwaschung und Eucharistie, Niederbeugen und sich stärken. Eucharistie darf kein Spiel mit goldenen Kelchen sein, meint Bernhardin Schellenberger, sie muß auch Fußwaschung sein. Wo sich dieser Gott niederbeugt in den Staub, zu den Verwundungen und Ermüdungen des Menschen, ist der Weg nicht mehr weit, dass er im zermahlenen Brot, in der Mühe und im Miteinander des Brotbrechens anwesend ist, dass er gegenwärtig wird, wo unser Leben dem Wein gleicht, weil es auch gärt und gepresst und köstlicher Trank für andere wird. Und unser verstorbener Pfarrer Gerhard Podhradsky hat diese beiden Stützen gelebt. Dienst der Caritas und Dienst in der Eucharistie.

Darf ich mit seinem Dienst in der Eucharistie beginnen.

Pfarrer Gerhard Podhradsky wurde am 10. November 1929 in Bregenz-Vorkloster als Sohn einer Kaufmannsfamilie geboren. Schon während seiner Schulzeit reifte in ihm der Wunsch, Priester zu werden. Unterstützt wurde dieser Wunsch von seinem Religionslehrer Kaplan Johannes Schöch und stieß bei seinen Eltern auf großes Verständnis. In der Pfarre war er eifrig bei den Ministranten und in der Pfarrjugend aktiv, nach der Matura am Bundesgymnasium Bregenz studierte er in den Jahren 1950-1955 Philosophie und Theologie an der Universität Innsbruck bei Josef Andreas Jungmann,

Karl und Hugo Rahner u.a. Mit dem Abschluss seiner Studien wurde er am 27. März 1955 im Canisianum Innsbruck von Bischof Paulus Rusch zum Priester geweiht. Es wird ihm nachgesagt, dass Prof. Jungmann ihn gerne als Nachfolger gesehen hätte. Er aber entschied sich für den Weg in der Gemeindeseelsorge.

In der praktischen Pastoral nahm er maßgeblichen Einfluss auf die Gestaltung von Kirchenräumen nach den liturgischen Erfordernissen des Zweiten Vatikanischen Konzils, so etwa als Frühmesser in Feldkirch-Altenstadt oder in Röthis. Im Jahr 1966 trat er die Stelle als Pfarrer von Röthis an. Es sind vor allem seine Bemühungen um die Liturgie zu nennen.

Hier hat er die Pfarrkirche, den Pfarrhof, den Pfarrsaal und das Frühmeßhaus renoviert bzw. erweitert. Begonnen hat dies mit der Mitwirkung beim Bau der neuen Seminarkirche in Innsbruck. Dort entwarf er auch das theologische Konzept der großartigen Farbfenster, die von Martin Häusle ausgeführt wurden, Grundlage war eine beste Ausbildung in der Liturgie bei Andreas Jungmann.

Das von ihm verfasste "Lexikon der Liturgie" erweist sich dabei immer noch als gutes Nachschlagewerk auf der Höhe der Zeit, das sogar ins Italienische und Niederländische übersetzt wurde. Als anerkannter Experte in mittelalterlicher Kirchengeschichte und ausgewiesener Kenner der historischen Buchbestände innerhalb der Kirche Vorarlbergs konnte er immer wieder neue Erkenntnisse innerhalb seiner Forschungsgebiete aufweisen. Er begründete die Schriftenreihe des Diözesanarchives. In den Jahren 1982-1988 war er außerdem Leiter von Archiv und Bibliothek der Diözese Feldkirch. In diesem Bereich legte er die Grundlagen für die bis heute andauernde Neuerschließung der historischen Archivbestände des Diözesanarchives. Er war beispielsweise auch bei der Entdeckung und anschließenden Beurteilung der sogenannten "Rönser Authentik", einer Urkunde aus dem 9. Jahrhundert beteiligt. Nach seinem Rücktritt als Diözesanarchivar betreute er bis 2009 weiterhin die Diözesanbibliothek im Kloster Altenstadt. Hier galt seine Sorge vor allem den historischen Bücherbestände, deren Schicksal er im Falle der Bibliothek des Boch'schen Benefiziums beispielsweise seit seiner Schulzeit verfolgte. Er bemühte sich deshalb um den Aufbau einer eigenen Bibliothek der Diözese. Neben der Erschließung und wissenschaftlichen Bearbeitung der Buchbestände organisierte er Ausstellungen in den Leseräumen der Bibliothek.

Schon sehr früh stieg er in die Nachfolge der Fußwaschung ein:

Seine Jugend war geprägt von der Not des Krieges.1944/45 wurde er zum Kriegsdienst an der Südfront einberufen, wo er als Telefonist, in Mori (Trentino) und auf dem Monte Altissimo stationiert war. Kurz vor Kriegsende konnte er in die Heimat zurückkehren. Die Erfahrungen der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft, insbesondere die Unterdrückung der persönlichen Freiheit, bewegten

Gerhard Podhradsky, den vorgezeichneten Weg konsequent einzuschlagen. 1955 war er zunächst Kaplan in Lustenau-Kirchdorf. Der Ungarnaufstand schwemmte viele Flüchtlinge in unser Land. Wir bewunderten diese ungarischen Freiheitskämpfer. Unermüdlich sammelte er in Lustenau Kleider und Hilfsmittel, die er in einer Garage lagerte. Dort verkühlte er sich und erkrankte schwer. 1961-1972 leitete er als Diözesandirektor die Caritas Vorarlberg. Während dieser Jahre richtete die Caritas die ersten Beschützenden Werkstätten für Behinderte in Bludenz und Altenstadt ein, außerdem wurde die Arbeit in den Bereichen der Familienhilfe, der Suchtkrankenfürsorge und der Wohnungsbeschaffung für bedürftige Familien aufgenommen. Mit seiner Arbeit bei der Caritas legte er die Grundlagen für den weiteren Aus- und Aufbau der caritativen Dienste innerhalb der Diözese Feldkirch.

1973 wurde Pfarrer Podhradsky außerdem zum Dekan des Dekanates Rankweil gewählt und übte dieses Amt bis 1986 aus.

In Anbetracht seiner Verdienste wurde er 1985 zum Monsignore, 2008 zum Prälaten ernannt. Die Gemeinde Röthis  verlieh ihm 1999 den Ehrenring der Gemeinde.

Am 28. März 2018 ist Prälat Podhradsky zu seinem Schöpfer heimgekehrt.

Er hat die beiden Säulen der Fußwaschung und des Abendmahles gelebt und wird uns als Priester immer ein Vorbild bleiben. Möge er am himmlischen Mahl teilhaben.

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